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Ragtime - Wie ein Golden Retriever Herzen im Sturm erobert

Status
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DIE SUCHE:

Nach dem Tod unserer Golden Retriever Hündin war uns relativ schnell klar, dass wir ohne Fellnase nicht mehr sein wollen.
Unsere Hündin war eine "ausgediente" Zuchthündin, die wir damals von einer Tierschutzorganisation übernommen hatten. Und auch diesmal sollte es auf jeden Fall ein Tierschutz-Hund sein.

Wir wollten einem erwachsenen Hund ein Zuhause geben, einem mit Vergangenheit, dem wir Gutes tun dürfen. Geschlecht – egal, wobei ich zugeben muss, dass ich bei meiner Suche erstmal auf Hündinnen fixiert war.
Tagelang - nein wochenlang - eher monatelang - durchforsteten wir diverse Tierschutz-Seiten im Netz - bald kannten wir Sammy, Bobby, Susi, Aika - und wir waren uns sicher, bei dem oder der "Richtigen" würde es "klick" machen.

Zwei Mal hatten wir uns auch beworben, aber leider war der Hund schon vermittelt bzw. nur als Zweithund abzugeben - aber dafür bräuchten wir doch erstmal einen "Erst"hund - irgendwie hatten wir uns das leichter vorgestellt.

Nach einem sehr netten Telefonat mit einer Tierschutzorganisation wurden wir auf die Möglichkeit der "Pflegestelle mit Bleibeoption" hingewiesen. Wir lasen immer sehr gerne die Tagebücher der zu vermittelnden Hunde in ihren Pflegestellen, wir lernten Angewohnheiten, Macken und vor allem viele Bilder der Schützlinge kennen. Irgendwie hatte man das Gefühl, den Hund um den man sich bewerben möchte, schon richtig gut zu kennen. Und nun sollten wir ein "Überraschungspaket" bekommen ?


DIE VORKONTROLLE:

Ein Wochenende war schnell gefunden, an dem uns ein nettes Paar mit ihrem 12jährigen Golden Retriever besuchte. Ehrlich, am liebsten hätten wir deren Hund einfach gleich behalten - das wollten sie aber nicht! Wir tranken Kaffee, saßen auf der Terrasse und haben stundelang gequatscht.

Wir fanden es klasse, dass sich jemand die Mühe macht, den Weg auf sich nimmt, um ein mögliches neues Zuhause für einen in Not geratenen Hund zu besichtigen. Es ist wichtig, dass man sich die Gegebenheiten vor Ort persönlich ansieht, schließlich sollen die Fellnasen ja ein gutes Zuhause bekommen.

Wir konnten es kaum erwarten, wie es weitergehen sollte. Bereits 2 Tage später bekamen wir die Nachricht über das positive Ergebnis der Vorkontrolle. Man teilte uns mit, sobald sie einen Hund hätten, zu dem wir passen würden, würden sie sich melden - auch dann hätten wir nochmals Bedenkzeit.


RAGTIME:

Durch Zufall wurden wir dann auf einen Notfall aufmerksam - Ragtime, ein unkastrierter Golden-Rüde - wurde an seinem 9. Geburtstag ins Tierheim abgegeben, von der Tierschutzorganisation übernommen, und nun würde dringend eine Pflegestelle für den Kerl gesucht.

9 Jahre? Ein Rüde? Unkastriert? Ich muss zugeben - auch wenn es mir jetzt unsagbar leid tut, das zu schreiben - bei mir hat es nicht "klick" gemacht, als ich das Foto von Ragtime auf dem kalten Steinboden im Tierheim gesehen habe. Trotzdem haben wir beschlossen, den Verein über unsere Bereitschaft, den Knaben aufzunehmen, zu informieren.




An diesem Tag wurde noch viel telefoniert. Wir durften unsere Bedenken und dann doch aufkeimenden Zweifel ob der richtigen Entscheidung äußern. Egal, mit wem wir sprachen, uns wurde Unterstützung in jeder Hinsicht angeboten und wir fühlten uns von Beginn an bestens aufgehoben.

Es war der 3. Oktober, ein Feiertag, tags drauf ein Sonntag und man bot uns sogar an, Futter mitzubringen - aber wir hatten noch von unserer Hündin einen kleinen Vorrat - und dann ging alles ganz schnell! Schon am nächsten Mittag würden wir Ragtime persönlich kennenlernen dürfen.


DIE ANKUNFT:

Eine schlaflose, weil aufgeregte Nacht und schier endlose Stunden bis zur Mittagszeit später, fuhr das Auto mit der wertvollen Fracht vor. Ein großer, aufgeweckter Kerl sprang aus dem Kofferraum - und es hat "ZOOM" gemacht. Was für ein Bär! Endlich stapfte wieder eine Fellnase durch unser Zuhause. Forsch erkundete er Haus und Garten - und war erstmal sehr aufgeregt. Im Vergleich zu unserer Hündin war das mal ein ganz anderes Kaliber - und wir liebten ihn von Anfang an.

Man ließ uns an diesem Tag etwas Ruhe zur Eingewöhnung mit Ragtime - aber bereits am nächsten Tag liefen die Drähte wieder heiß. Und? Alles in Ordnung? Wie war die Nacht? Hat er gefressen? Wie macht er sich? Was habt ihr für ein Gefühl? Es war klasse, diese Anteilnahme von eigentlich wildfremden Menschen.


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DIE PFLEGEZEIT:

Ein Termin mit unserem Tierarzt wurde für die kommenden Tage vereinbart - Ragtime wurde gechipt und entwurmt. Ein paar lästige Mitbewohner hatte er mitgebracht, aber denen war schnell der Garaus gemacht. Sein gesundheitlicher Zustand war jedoch schlechter als erwartet. Arthrose und HD, ein Lungenemphysem, erhöhte Nierenwerte, Hautveränderungen, ein schlimmes Auge, das dringend operiert werden musste. Puh, da kam einiges zusammen.

Es stellte sich heraus, daß Ragtime nicht nur schmusen kann wie ein Großer, sondern auch verspielt ist wie ein Kleiner. Das war etwas ganz Neues für uns!

Dann wurde ein Tagebuch für Ragtime eröffnet und wir durften von unseren Erlebnissen mit ihm berichten und Fotos einstellen. Die Resonanz der Forumsmitglieder war überwältigend und wieder hatten wir das wunderbare Gefühl, nicht allein zu sein.


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DIE BLEIBE (ohne Option):

Ca. 10 Tage später fragte man uns, eher rhetorisch, ob wir Ragtime behalten würden. Ich muss zugeben, die Angst, aufgrund seines gesundheitlichen Zustands womöglich bald wieder ein geliebtes Tier zu verlieren, war anfangs da. Aber er war schon längst tief in unseren Herzen und natürlich würde er nicht wieder gehen. Gerade die älteren und kranken Hunde haben es so schwer, ein neues Zuhause zu finden - dabei sind sie so unendlich dankbar.

Ein paar Tage später wurde uns dann der endgültige Vertrag zugeschickt - und Ragtime bekam zur Feier des Tages ein großes Stück Schinkenwurst.




HEUTE:

Ragtime ist nun über 7 Monate bei uns.

Er ist ein unglaublich toller Hund und bereichert unser Leben ungemein.

Gesundheitlich geht es ihm gut. Wir haben sein Futter umgestellt und auch bei Leckerlis achten wir auf proteinarme Kost. Dafür wurden wir bei einem erneuten Nierenwert-Check mit einem 1A-Ergebnis belohnt. Durch sein Lungenemphysem passen wir auf, dass er nicht zu wild und ausgiebig spielt – denn da kennt er kein Ende. Bei den Gassigängen merken wir aber, dass er nicht mehr der Jüngste ist.

Wir konnten kaum glauben, als wir Ragtime beim Tierarzt gewogen haben und er doch tatsächlich 5 Kilo abgenommen haben soll. Er sieht jetzt viel gesünder und kräftiger aus. Das liegt wohl daran, dass er an Muskulatur aufgebaut hat.

Wir freuen uns, dass er so fit ist, zumal wir dafür nichts Anderes getan haben, als mit ihm regelmäßige Spaziergänge zu machen, ihn ausgewogen zu ernähren und ihm viel Liebe und Kuscheleinheiten zu schenken.

Und seine Haare hat er auch wieder schön !

Durch Ragtime haben wir auch viele neue Bekannte und Freunde persönlich kennenlernen dürfen. Wir treffen uns, wenn möglich, monatlich mit anderen Hundebesitzern von Retriever und Freunde e.V. und tauschen Erfahrungen aus – und machen tolle Spaziergänge.

Durch Fahrketten haben wir die Chance, uns auch aktiv im Verein zu beteiligen – und es macht Spaß und gibt ein gutes Gefühl, einen neuen Vierbeiner ein Stück in seine neue Zukunft begleiten zu dürfen.

Von der Möglichkeit sich mit anderen Vereinsmitgliedern im Forum auszutauschen, machen wir regen Gebrauch, es ist eine nette Gemeinschaft, die wir nicht mehr missen möchten.

Wir können jedem nur empfehlen, sich auf das "Abenteuer" Tierschutzhund einzulassen.

Danke an das Team und die Mitglieder von Retriever und Freunde e.V. und hoffentlich werden sich durch unseren Bericht neue Freunde für die Fellnasen in Not finden – und wir uns im Forum wiedersehen.


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